1. Hineintragen des Gedenkens in den Alltag: Stolpersteine

konfrontieren Passanten im Alltag auf Schritt und Tritt mit der Erinnerung an verlorene Mitbürger, anders als ein zentraler Gedenkort, um den man einen großen Bogen machen kann. So werden auch diejenigen Menschen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert, die zentralen Gedenkveranstaltungen fernbleiben. Hierunter sind besonders die jungen Menschen unserer Stadt zu verstehen, die an den herkömmlichen und zentralen Gedenkveranstaltungen nur wenig partizipieren und die letztlich das Erinnern an die Verbrechen des Nationalsozialismus für nachkommende Generationen lebendig halten müssen.

 

2. Steine zeigen, dass Opfer mitten ‚unter uns‘ lebten: Durch die dezentrale Verlegung der Steine über das gesamte Stadtgebiet wird deutlich, dass die Opfer des Nationalsozialismus ‚unter uns‘ lebten

und dass auch in Paderborn - sprichwörtlich vor der eigenen Haustür nationalsozialistische Verbrechen begangen worden sind. Somit dient

eine dezentrale Verlegung nicht nur Passanten, sondern auch den Menschen, die selbst vor Ort leben, als Erinnerung.

 

3. Alle Opfergruppen werden berücksichtigt: Anders als bei der Namenstafel am Mahnmal der alten Synagoge oder den Gedenktafeln in der Stadt berücksichtigen Stolpersteine auch Personen, die keine Jüdinnen oder Juden waren, und wirken somit auch der Hierarchisierung der und

dem ‚Vergessen‘ von Opfergruppen entgegen.

 

4. Individualisierung der Opfer: Die biografischen Daten auf den

Steinen (Name, Geburts- und Todesdaten, Schicksal) und der Verlegung am letzten freigewählten Wohnort zeigen die Opfer als Individuen und nicht als ‚anonyme‘ Opfer auf einer zentralen Gedenktafel. Stolpersteine ermöglichen somit einen Zugang zu den Einzelschicksalen der Opfer und verorten diese - anders als es eine zentrale Gedenkstätte leisten

kann - in ihrer ehemaligen Umgebung.

 

5. Verbeugung vor den Opfern: Da die Steine im Boden verlegt sind, muss sich der Betrachter zum Lesen derselben verbeugen - eine symbolische Geste für die Opfer.

 

6. Ergänzungen möglich: Anders als eine zentrale Gedenktafel können Stolpersteine nach und nach ergänzt werden, falls im Nachhinein weitere Opfer identifiziert werden.

 

7. Wiedererkennungswert: Da bereits viele Kommunen Stolpersteine

verlegt haben, ergibt sich eine ortübergreifende Erinnerungskultur mit Wiedererkennungswert für Bürgerinnen und Bürger und Gäste der Stadt.

 

8. Anknüpfung für Stadtrundgänge: Bei Stadtrundgängen bieten die Stolpersteine Anknüpfungspunkte für die jeweilige Führung.

 

9. Meinung der betroffenen Interessensgruppen in Paderborn: Vertreter der jüdischen Kultusgemeinde und der ‚Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit‘ sowie die Fachfrau für die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Paderborn Frau Dr. Naarmann haben sich entgegen des Meinungsbildes vor etwa zehn Jahren entweder für oder nicht

explizit gegen eine Verlegung von Stolpersteinen ausgesprochen. Die jüdische Kultusgemeinde ist laut Aussage ihres Vorsitzenden Herrn Kogan beispielsweise für jede Art der Erinnerungskultur in Paderborn dankbar und unterstützt die Verlegung von ‚Stolpersteinen‘ ausdrücklich. Auch die ‚Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Paderborn‘ steht der Einrichtung solcher Steine offen gegenüber.

 

10. Schändung anderer Mahnmale auch nicht zu verhindern: Das Hauptargument von Gegnern einer Verlegung von Stolpersteinen, dass die Steine verschmutzt und sprichwörtlich ‚mit Füßen getreten‘ werden, benutzt lediglich eine Sprachmetapher als Begründung für die Ablehnung. Andere  Mahnmale können jedoch ebenso geschändet oder beschmutzt werden – und für deren Reinigung kommt im Gegensatz zu den Stolpersteinen die Stadt auf. Ferner vermeiden die meisten Passanten nach Beobachtungen

ein Treten auf die Stolpersteine.

 

11. Schule als Garant für Projekt: Die Friedrich-Spee-Gesamtschule kann als Institution für ein Fortlaufen des Projektes und dessen Qualität garantieren.

 

12. Schülerinnen und Schüler als ‚Erinnerungsarbeiter‘: Da Schülerinnen und Schüler und somit junge Menschen bei diesem Projekt mit Aufgaben

der Recherche, Organisation, Kommunikation und Reinigung betreut

werden, beschäftigen sich diese explizit mit den Opfern des Nationalsozialismus in Paderborn und tragen ihre Erkenntnisse an gleichaltrige Menschen weiter. Insbesondere durch die eigene Recherche erhalten die Schülerinnen und Schüler eine ‚persönliche‘ Begegnung mit den Opfern.